Albert Einstein

 

Zu Denken, Begriffen und Wissenschaft / Sur la penser, les concepts et la science / On Terms, Concepts & Sciences

…Begriffe, welche sich bei der Ordnung der Dinge als nützlich erwiesen haben, erlangen über uns leicht eine solche Autorität, dass wir ihres irdischen Ursprungs vergessen und sie als unabänderliche Gegebenheiten hinnehmen. Sie werden dann zu ‘Denkgewohnheiten’, ‘Gegebenen a priori’ usw. gestempelt. Der Weg des wissenschaftlichen Fortschritts wird durch solche Irrtümer oft für längere Zeit ungangbar gemacht.
[8] (Nachruf auf Ernst Mach, 1916)

…Es gibt in der Physik keinen Begriff, dessen Verwendung a priori nötig oder berechtigt wäre. Ein Begriff erhält seine Daseinsberechtigung nur durch seine klare und eindeutige Verknüpfung mit Erlebnissen bzw. mit physikalischen Erfahrungstatsachen. Es werden in der Relativitätstheorie die Begriffe absolute Gleichzeitigkeit, absolute Geschwindigkeit, absolute Beschleunigung verworfen, weil sich ihre eindeutige Verbindung mit der Erlebniswelt als unmöglich herausstellt. Dasselbe Schicksal trifft die Begriffe ‘Ebene’, gerade Linie etc., auf welche die euklidische Geometrie gegründet ist. Jedem physikalischen Begriff muss eine solche Definition gegeben werden, dass auf Grund dieser Definition das Zutreffen oder Nichtzutreffen desselben im konkreten Fall prinzipiell entschieden werden kann.
(Letter to Solovine / [3, S. 20] (1920)

…Wissenschaftliche Forschung kann durch Förderung des kausalen Denkens und Überschauens den Aberglauben vermindern.
[1, Über wissenschaftliche Wahrheit] (1922)

…Es scheint, dass die menschliche Vernunft die Formen erst selbständig konstruieren muss, ehe wir sie in den Dingen nachweisen können. Aus Keplers wunderbarem Lebenswerk erkennen wir besonders schön, dass aus bloßer Empirie allein die Erkenntnis nicht erblühen kann, sondern nur aus dem Vergleich von Erdachtem mit dem Beobachteten.
[1, Johannes Kepler] (09.11.1930)

…Inhalt erlangen die Begriffe erst dadurch, dass sie – wenn auch noch so mittelbar – mit den Sinneserlebnissen verknüpft sind. Diese Verknüpfung aber kann keine logische Untersuchung aufdecken; sie kann nur erlebt werden. Und doch bestimmt gerade diese Verknüpfung den Erkenntniswert der Begriffssysteme.
[1, Das Raum-, Äther- und Feldproblem der Physik] (1930)

…Es ist richtig, dass die Ergebnisse der Forschung den Menschen nicht veredeln und bereichern, wohl aber das Streben nach dem Verstehen, die produktive und rezeptive geistige Arbeit.
[1, Gut und Böse] (um 1930)

… »Wissenschaft ist ein mächtiges Werkzeug. Wie es gebraucht wird, ob zum Heilen oder zum Fluche des Menschen, hängt vom Menschen ab, nicht vom Werkzeug. Mit einem Messer kann man töten oder dem Leben dienen. »
(Nicht gesichert / möglicherweise aus einer Zusammenfassung von Einsteins Ansprache an Studenten in Pasadena, 16.02.1931)

…Unser Handeln sei getragen von dem stets lebendigen Bewusstsein, dass die Menschen in ihrem Denken, Fühlen und Tun nicht frei sind, sondern ebenso kausal gebunden wie die Gestirne in ihren Bewegungen.
[16, 28-194] (1932)

…Andererseits aber haben jene Begriffe und Relationen, insbesondere die Setzungen realer Objekte, überhaupt einer ‘realen Welt’, nur insoweit Berechtigung, als sie mit Sinneserlebnissen verknüpft sind, zwischen welchen sie gedankliche Verknüpfungen schaffen.
[16, 122-858, S. 2] (Physik und Realität, 1935)

…Dass die Gesamtheit der Sinnen-Erlebnisse so beschaffen ist, dass sie durch das Denken (Operieren mit Begriffen und Schaffung und Anwendung bestimmter funktioneller Verknüpfungen zwischen diesen sowie Zuordnung der Sinneserlebnisse zu den Begriffen) geordnet werden können, ist eine Tatsache, über die wir nur staunen, die wir aber niemals werden begreifen können. Man kann sagen: Das ewig Unbegreifliche an der Welt ist ihre Begreiflichkeit. Dass die Setzung einer realen Außenwelt ohne jene Begreiflichkeit sinnlos wäre, ist eine der großen Erkenntnisse Immanuel Kants.
Wenn hier von Begreiflichkeit die Rede ist, so ist dieser Ausdruck hier zunächst in seiner bescheidensten Bedeutung gemeint. Er bedeutet: durch Schaffung allgemeiner Begriffe und Beziehungen zwischen diesen Begriffen untereinander sowie durch irgendwie festgelegte Beziehungen zwischen Begriffen und Sinnen-Erlebnissen zwischen letzteren irgendeine Ordnung herstellen. In diesem Sinne ist die Welt unserer Sinnen-Erlebnisse begreifbar, und dass sie es ist, ist ein Wunder.
[16, 122-858, S. 2] (Physik und Realität, 1935)

…Die Verknüpfung der elementaren Begriffe des Alltagsdenkens mit Komplexen von Sinnen-Erlebnissen ist nur intuitiv erfassbar und wissenschaftlicher (logischer) Fixierung unzugänglich.
[16, 122-858, S. 3] (Physik und Realität, 1935)

… »Ziel der Wissenschaft ist einerseits die möglichst vollständige begriffliche Erfassung und Verknüpfung der Sinneserlebnisse in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit, zweitens aber die Erreichung dieses Ziels unter Verwendung eines Minimums von primären Begriffen und Relationen. »
[16, 122-858 S. 4] (1935)

…Die wissenschaftliche Begriffsbildung und Methodik unterscheidet sich von der des Alltags lediglich durch größere Schärfe der Begriffe und Schlüsse, durch sorgfältigere und systematischere Auswahl des Erfahrungsmaterials sowie durch Sparsamkeit im logischen Sinne. Hierunter sei das Bestreben verstanden, alle Begriffe und Relationen auf möglichst wenige logisch voneinander unabhängige zurückzuführen
(Grundbegriffe und Axiome). » [16, 1-135 S. 1] (Das Fundament der Physik, 1940)

…Die Wissenschaft sucht, allgemeine Regeln aufzustellen, die den gegenseitigen Zusammenhang der Dinge und Ereignisse in Raum und Zeit bestimmen. Für diese Regeln beziehungsweise Naturgesetze wird allgemeine und ausnahmslose Gültigkeit gefordert – nicht bewiesen. Es ist zunächst nur ein Programm, und der Glaube in seine prinzipielle Durchführbarkeit ist nur durch Teilerfolge begründet. [..] Die Tatsache, dass wir aufgrund solcher Gesetze den zeitlichen Verlauf von Erscheinungen auf gewissen Gebieten mit großer Genauigkeit und Sicherheit vorherzusagen vermögen, sitzt tief im Bewusstsein des modernen Menschen, selbst wenn er vom Inhalt jener Gesetze sehr wenig erfasst hat.
[2, Naturwissenschaft und Religion II] (1941)

…Wohl ist es Ziel der Wissenschaft, Regeln aufzufinden, welche Tatsachen zu verknüpfen und vorauszusagen gestatten. Aber die ist nicht alles, was sie erstrebt. Sie sucht auch die gefundenen Zusammenhänge auf eine möglichst geringe Zahl voneinander unabhängiger Begriffselemente zu reduzieren. Bei diesem Streben nach rationaler Vereinigung des Mannigfaltigen erlebt sie ihre größten Erfolge, wenngleich sie gerade bei diesem Streben sich am meisten in Gefahr begibt, Illusionen zum Opfer zu fallen. Wer aber erfolgreiche Schritte auf diesem Gebiet intensiv erlebt, der wird von einer tiefen Verehrung für die in dem Seienden sich manifestierende Vernunft ergriffen.
[16, 28-521, S. 1=5] (1941)

« Je mehr der Mensch von der gesetzmäßigen Ordnung der Ereignisse durchdrungen ist, um so fester wird seine Überzeugung, dass neben dieser gesetzmäßigen Ordnung für andersartige Ursachen kein Platz mehr ist. Er erkennt weder einen menschlichen noch einen göttlichen Willen als unabhängige Ursache von Naturereignissen an. Die Naturwissenschaft kann freilich niemals die Lehre von einem in Naturereignisse eingreifenden persönlichen Gott widerlegen, denn diese Lehre kann stets in jenen Gebieten Zuflucht suchen, in denen wissenschaftliche Erkenntnis bis jetzt noch nicht Fuß zu fassen vermochte. »
[2, Naturwissenschaft und Religion II] (1941)

…Es ist mir nicht zweifelhaft, dass unser Denken zum größten Teil ohne Verwendung von Zeichen (Worte) vor sich geht und dazu noch weitgehend unbewusst. Denn wie sollten wir sonst manchmal dazu kommen, uns über ein Erlebnis ganz spontan zu »wundern«? Dies »sich wundern« scheint dann aufzutreten, wenn ein Erlebnis mit einer in uns hinreichend fixierten Begriffswelt in Konflikt kommt.
[7, Autobiographisches S. 3] (1946)

…Was ist eigentlich « Denken »? Wenn beim Empfangen von Sinneseindrücken Erinnerungsbilder auftauchen, so ist das noch nicht « Denken ». Wenn solche Bilder Serien bilden, deren jedes Glied ein anderes wachruft, so ist dies auch noch kein « Denken ». Wenn aber ein gewisses Bild in vielen solchen Reihen wiederkehrt, so wird es eben durch seine Wiederkehr zu einem ordnenden Element für solche Reihen, indem es an sich zusammenhangslose Reihen verknüpft. Ein solches Element wird zum Werkzeug, zum Begriff. Ich denke mir, dass der Übergang vom freien Assoziieren oder « Träumen » zum Denken charakterisiert ist durch die mehr oder minder dominierende Rolle, die der « Begriff » dabei spielt. Es ist an sich nicht nötig, dass ein Begriff mit einem sinnlich wahrnehmbaren und reproduzierenden Zeichen (Wort) verknüpft sei; ist er es aber, so wird dadurch Denken mitteilbar.
[7, Autobiographisches S. 2 – 3]

…Aber die meisten Menschen haben eben einen heiligen Respekt vor Worten, die sie nicht begreifen können, und betrachten es als ein Zeichen der Oberflächlichkeit eines Autors, wenn sie ihn begreifen können.
[3, S. 90]

…Eine Theorie ist desto eindrucksvoller, je größer die Einfachheit ihrer Prämissen ist, je verschiedenartigere Dinge sie verknüpft, und je weiter ihr Anwendungsbereich ist.
[7, Autobiographisches, S. 12]

…J’ai lu certaines choses des écrits philosophiques d’Aristote. C’était à proprement parlé tout à fait décevant. Si ces derniers n’avaient pas été si obscurs et si confus, cette espèce de philosophie n’aurait pu se maintenir si longtemps. Mais la plupart des hommes éprouvent justement un respect sacré pour les mots qu’ils ne peuvent pas comprendre et considèrent comme superficiel un auteur qu’ils comprennent.
Letter to Maurice Solovine non datée, vers 1948-1949

…Die Physik ist ihrem Wesen nach eine konkrete und anschauliche Wissenschaft. Die Mathematik gibt uns nur die Mittel in die Hand, um die Gesetze auszudrücken, wonach die Erscheinungen sich vollziehen.
– [3, S. 7]

 

Zu Erfahrung, Erkenntnis und Logik / Sur l‘expérience, les connaissances et la logique / On the experience, knowledge and logic

…Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher, und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit. …
Der von der Axiomatik erzielte Fortschritt besteht nämlich darin, dass durch sie das Logisch-Formale vom sachlichen bzw. anschaulichen Gehalt sauber getrennt wurde; nur das Logisch-Formale bildet gemäß der Axiomatik den Gegenstand der Mathematik, nicht aber der mit dem Logisch-Formalen verknüpfte anschauliche oder sonstige Inhalt.
[1, Geometrie und Erfahrung] (1921)

…Eltern; die Nationen kehren sich nicht um die Geschichte. Die schlechten Erfahrungen müssen immer wieder aufs Neue gemacht werden.
[5, S. 76] (1923)

…Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Durch bloßes logisches Denken vermögen wir keinerlei Wissen über die Erfahrungswelt zu erlangen; alles Wissen über die Wirklichkeit geht von der Erfahrung aus und mündet in ihr. Rein logisch gewonnene Sätze sind mit Rücksicht auf das Reale völlig leer.
[1, Zur Methodik der theoretischen Physik] (1930)

« Es ist die wichtigste Kunst des Lehrers, die Freude am Schaffen und am Erkennen zu erwecken. »
[1, Lehrer und Schüler] (1931), s. a. [16, 28-145]

…Der Glaube an eine vom wahrnehmenden Subjekt unabhängige Außenwelt liegt aller Naturwissenschaft zugrunde. Da die Sinneswahrnehmungen jedoch nur indirekt Kunde von dieser Außenwelt bzw. vom »Physikalisch-Realen« geben, so kann dieses nur auf spekulativem Weg von uns erfasst werden.
[1, Maxwells Einfluss auf die Entwicklung der Auffassung des Physikalisch-Realen] (1931)

…Logisches Denken ist notwendig deduktiv, auf hypothetische Begriffe und Axiome gegründet. Wie dürfen wir hoffen, letztere so wählen zu können, dass wir auf ihre Bewährung ihrer Konsequenzen an den Erscheinungen hoffen dürfen? Der günstigste Fall liegt offenbar dann vor, wenn die neuen Grundhypothesen durch die Erlebniswelt selbst oder durch Bewährung von theoretischen Bemühungen an der Erlebniswelt nahe gelegt werden.
[16, 122-858 S. 18] (Physik und Realität, 1935)

…Es gibt keine induktive Methode, welche zu den Grundbegriffen der Physik führen könnte.
[16, 122-858 S. 18] (Physik und Realität, 1935)

…Die Kinder benutzen nicht die Lebenserfahrungen der « Die Schule soll stets danach trachten, dass der junge Mensch sie als harmonische Persönlichkeit verlasse, nicht als Spezialist. […] Stets soll die Entwicklung der allgemeinen Fähigkeiten selbständigen Denkens, Urteilens und Arbeitens im Vordergrunde stehen, nicht die Erwerbung von Spezialkenntnissen.
[Allgemeines über Erziehung] (1936)

…Ohne den Glauben daran, dass es grundsätzlich möglich ist, die Wirklichkeit durch unsere logischen Konstruktionen begreiflich zu machen, ohne den Glauben an die innere Harmonie unserer Welt, könnte es keine Naturwissenschaft geben. Dieser Glaube ist und bleibt das Grundmotiv jedes schöpferischen Gedankens in der Naturwissenschaft.
[10, S. 195] (1938)

…Wie herrlich auch die Erkenntnis der Wahrheit als solche sein mag, als Führerin ist sie so ohnmächtig, dass sie nicht einmal die Berechtigung und den Wert des Strebens nach eben dieser Erkenntnis der Wahrheit zu begründen vermag. Hier liegt also die Grenze der rein rationalen Erfassung unseres Daseins.
– [16, 28-493 S. 2] (Das Ziel, 1939)

…Wissenschaft ist der Versuch, der chaotischen Mannigfaltigkeit der Sinneserlebnisse ein logisch einheitliches gedankliches System zuzuordnen. In diesem System sollen die einzelnen Erlebnisse derart ihr gedanklich-theoretisches Korrelat finden, dass die Zuordnung eindeutig und überzeugend erscheint.
Sinnen-Erlebnisse finden wir vor. Sie sind das unverrückbar Gegebene. Das Gedankliche aber, was uns zu dessen Erfassung dient, ist Menschenwerk, Ergebnis eines äußerst mühevollen Anpassungsprozesses, hypothetisch, niemals völlig gesichert, stets gefährdet und in Frage gestellt.
16, 1-135 S. 1] (Das Fundament der Physik, 1940)

…Physik ist diejenige Gruppe von Erfahrungswissenschaften, die ihre Begriffe auf das Messen gründet, und deren Begriffe und Sätze sich mathematisch konstruieren lassen.
– [16, 1-135 S. 1] (1940)

…Wer aber erfolgreiche Schritte auf diesem Gebiete intensiv erlebt, der wird von einer tiefen Verehrung für die in dem Seienden sich manifestierende Vernunft ergriffen. Er gelangt auf dem Wege des Begreifens zu einer weitgehenden Befreiung von den Fesseln des persönlichen Wünschens und Hoffens und zur demütigen Einstellung des Gemüts gegenüber der in ihren letzten Tiefen dem Menschen unzugänglichen Größe der im Seienden verkörperten Vernunft. Diese Einstellung aber scheint mir im höchsten Sinne des Wortes eine religiöse zu sein.
– [16, 28-521, S. 1=5] (1941)

…Das Streben nach Wahrheit und Erkenntnis gehört zum Schönsten, dessen der Mensch fähig ist, wenn auch der Stolz auf dieses Streben meist im Munde derjenigen ist, die am wenigsten von solchem Streben erfüllt sind.
[16, 28-587] (1943)

…Nach meiner Überzeugung muss man sogar viel mehr behaupten: die in unserem Denken und in unseren sprachlichen Äußerungen auftretenden Begriffe sind alle – logisch betrachtet – freie Schöpfungen des Denkens und können nicht aus den Sinnen-Erlebnissen induktiv gewonnen werden. Dies ist nur deshalb nicht so leicht zu bemerken, weil wir gewisse Begriffe und Begriffsverknüpfungen (Aussagen) gewohnheitsmäßig so fest mit gewissen Sinnerlebnissen verbinden, dass wir uns der Kluft nicht bewusst werden, die logisch unüberbrückbar die Welt der sinnlichen Erlebnisse von der Welt der Begriffe und Aussagen trennt.
[1, B. Russell und das philosophische Denken], s. a. [16, 1-139 S. 4] (1944)

…Damit Denken nicht in »Metaphysik« bzw. in leeres Gerede ausarte, ist nur notwendig, dass genügend viele Sätze des Begriffssystems mit Sinneserlebnissen hinreichend verbunden seien und dass das Begriffssystem im Hinblick auf seine Aufgabe, das sinnlich Erlebte zu ordnen und übersehbar zu machen, möglichst Einheitlichkeit und Sparsamkeit zeige. Im Übrigen aber ist das »System« ein (logisch) freies Spiel mit Symbolen nach (logisch) willkürlich gegebenen Spielregeln. Die alles gilt in gleicher Weise für das Denken des Alltags und für das mehr bewusst systematisch gestaltete Denken in den Wissenschaften.
[1, B. Russell und das philosophische Denken] (1944)

…Nur wer nicht sucht, ist vor Irrtum sicher.
[11, S. 126] (etwa 1945)

…Es ist eigentlich wie ein Wunder, dass der moderne Lehrbetrieb die heilige Neugier des Forschens noch nicht ganz erdrosselt hat; denn dies delikate Pflänzchen bedarf neben Anregung hauptsächlich der Freiheit; ohne diese geht es unweigerlich zugrunde.
[7, Autobiographisches S. 6] (1946)

…Es ist kaum zu glauben, wie wenig die Menschen selbst aus den härtesten Erfahrungen lernen.
[3, S. 88] (1948)

…Die Wissenschaft sucht Beziehungen aufzufinden, die als unabhängig vom forschenden Menschen existierend gedacht werden. Dies schließt nicht aus, dass der Mensch selbst Gegenstand jener Beziehungen sein mag oder (in der Mathematik), dass von uns geschaffene Begriffe, die keinen Anspruch auf Beziehungen zu einer « Außenwelt » machen, Gegenstand wissenschaftlicher Aussagen sein können. Wissenschaftliche Aussagen und Gesetze sind von solchem Charakter, dass wir sie als wahr oder falsch, als zutreffend oder nicht zutreffend bezeichnen können; unsere Reaktion ist – grob gesprochen – « Ja » oder « Nein ».
[16, 1-160 S. 1] (Vorwort zu Philipp Frank, ‘Relativity – A Richer Truth’, 1949)

…Für mich ist das Streben nach Erkenntnis eines von denjenigen selbständigen Zielen, ohne welche für den denkenden Menschen eine bewusste Bejahung des Daseins nicht möglich erscheint.
[1, Zur Erniedrigung des wissenschaftlichen Menschen] (1950), s. a. [16, 28-882]

…Es liegt im Wesen des Erkenntnisstrebens, dass es sowohl die weitgehende Bewältigung der Erfahrungsmannigfaltigkeit als auch Einfachheit und Sparsamkeit der Grundhypothesen anstrebt. Die endliche Vereinbarkeit dieser Ziele ist bei dem primitiven Zustand unseres Forschens eine Sache des Glaubens. Ohne solchen Glauben wäre für mich die Überzeugung vom selbständigen Werte der Erkenntnis nicht kräftig und unerschütterlich.
[1, Zur Erniedrigung des wissenschaftlichen Menschen] (1950), s. a. [16, 28-882]

…Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur.
[1, Aphorismen für Leo Baeck] (1953)

…Die Entwicklung der abendländischen Naturwissenschaft beruht auf zwei großen Leistungen: Der Erfindung des formal logischen Systems (in der euklidischen Geometrie) durch die griechischen Philosophen, und auf der Entdeckung der Möglichkeit, durch systematisches Experimentieren kausale Beziehungen herzustellen.
[11, S. 149] (1953)

…Es lässt sich schwer sagen, was Wahrheit ist, aber manchmal ist es so einfach, eine Lüge aufzudecken.
[16, 60-483]

…Einsteins philosophische Ansicht: « [Das Wertvolle aus Kants Lehre] steckt in dem Satz: Das Wirkliche ist uns nicht gegeben, sondern aufgegeben (nach Art eines Rätsels).
[7, S. 505]

…Das Erfinden ist kein Werk des logischen Denkens, wenn auch sein Endprodukt an die logische Gestalt gebunden ist.
[6, S. 10]

…Zur näheren Erläuterung schrieb Einstein an Max von Laue: « Die Bemerkung über Begriffe, und im besonderen über die ‘erlebnisnahen’, ist durchaus nicht so gemeint, dass ich die genetische Bedingtheit der Begriffe durch Erlebnisse leugnen wollte. Was ich meine, ist nur, dass Begriffe aus dem Rohmaterial der Erfahrung nicht durch einen logischen Prozess ableitbar sind.
[14, S. 44]

…Ein logisches Begriffssystem ist insofern Physik, als seine Begriffe und Aussagen zur Welt der Erlebnisse in zwangsläufiger Weise in Beziehung gebracht sind. Wer ein solches System aufzustellen versucht, findet in der Willkür (embarras de richesse) ein gefährliches Hindernis. Deshalb sucht er seine Begriffe so direkt und zwangsläufig wie möglich mit der Erlebniswelt zu verknüpfen. Seine Attitude ist dann empiristisch. Der Weg ist fruchtbar, aber immer anfechtbar, weil der Einzelbegriff und die Einzelaussage doch nur in Verbindung mit dem Ganzen etwas mit dem Empirisch-Gegebenen Konfrontierbares aussagen. Er erkennt dann, dass es keinen logischen Weg vom Empirisch-Gegebenen zu jener Begriffswelt gibt. Seine Attitude wird dann eher rationalistisch, weil er die logische Selbständigkeit des Systems erkennt. Die Gefahr bei dieser Einstellung liegt darin, dass man beim Suchen nach dem System jeden Kontakt mit der Erlebniswelt verlieren kann. Ein Schwanken zwischen diesen Extremen erscheint mir unvermeidlich.
[7, S. 504], s. a. [12, S. 39]

…Eine Stunde mit einem hübschen Mädchen vergeht wie eine Minute, aber eine Minute auf einem heißen Ofen scheint eine Stunde zu dauern. » (kurze Erklärung der Relativität für Laien) [11, S. 154] – Diese Erklärung, die Einstein seiner Sekretärin als Abhilfe gegen Belagerung durch Journalisten gab, lautet im Original (Dukas’ Englisch): «An hour sitting with a pretty girl on a park bench passes like a minute, but a minute sitting on a hot stove seems like an hour».
[16]

…Erfahrung ist die Summe der Erfahrungen, die man lieber nicht gemacht hätte. Und doch ist es eine gute Sache, wenn man diese Schule hinter sich hat.
[5, S. 76]

 

Zu Glaube, Gesellschaft und Krieg / Sur la foi, la société et la guerre / About faith, society and war

…Pourquoi m’écris-tu Dieu devrait punir les anglais ? Je n’ai aucune connexion particulière ni avec l’un ni avec les autres. Je vois seulement avec grands regrets que Dieu punit nombre de ses enfants à cause de leurs innombrables stupidités, pour lesquelles lui seul peut être tenu pour responsable ; de mon point de vue, seul sa non-existence pourrait l’excuser.
Albert Einstein, lettre à Edgar Meyer, 2 Janvier 1915. CPAE Vol. 8, doc 44. , New quotable p.193

…La vérité religieuse ne signifie rien pour moi.
Albert Einstein, interview pour Kaizo 5 n°2, 1923 le 14 décembre 1922. (Ideas and opinions p. 261, New quotable p.194)

…Jene mit tiefem Gefühl verbundene Überzeugung von einer überlegenen Vernunft, die sich in der erfahrbaren Welt offenbart, bildet meinen Gottesbegriff; man kann ihn also in der üblichen Ausdrucksweise als ‘pantheistisch’ (Spinoza) bezeichnen. Konfessionelle Traditionen kann ich nur historisch und psychologisch betrachten; ich habe zu ihnen keine andere Beziehung. […]
Ich kann mir keinen persönlichen Gott denken, der die Handlungen der einzelnen Geschöpfe direkt beeinflusste oder über seine Kreaturen zu Gericht säße. […]
Meine Religiosität besteht in einer demütigen Bewunderung des unendlich überlegenen Geistes, der sich in dem wenigen offenbart, was wir mit unserer schwachen und hinfälligen Vernunft von der Wirklichkeit zu erkennen vermögen. Moral ist eine höchst wichtige Sache, aber für uns, nicht für Gott.
[4, S. 9/10] s. a. [14, S. 33/34] (Brief an M. M. Schayer, 1927; s. a. ‘Briefe’, Diogenes, Zürich)

…Je crois au Dieu de Spinoza, qui se révèle dans l’ordre harmonieux de ce qui existe, et non en un dieu qui se préoccupe du sort et des actions des êtres humains.
(Albert Einstein / 1879-1955 / Télégramme au rabbin Goldstein de New York, avril 1929)

…Wer von der kausalen Gesetzmäßigkeit allen Geschehens durchdrungen ist, für den ist die Idee eines Wesens, welches in den Gang des Weltgeschehens eingreift, ganz unmöglich – vorausgesetzt allerdings, dass er es mit der Hypothese der Kausalität wirklich ernst meint. Die Furcht-Religion hat bei ihm keinen Platz, aber ebensowenig die soziale bzw. moralische Religion. Ein Gott, der belohnt und bestraft, ist für ihn schon darum undenkbar, weil der Mensch nach äußerer und innerer gesetzlicher Notwendigkeit handelt, vom Standpunkt Gottes aus also nicht verantwortlich wäre, sowenig wie ein lebloser Gegenstand für die von ihm ausgeführten Bewegungen. Man hat deshalb schon der Wissenschaft vorgeworfen, dass sie die Moral untergrabe, jedoch gewiss mit Unrecht. Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl, Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht vor Strafe und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten.
[1, Religion und Wissenschaft] (Nov. 1930)

…Alles, was von den Menschen getan und erdacht wird, gilt der Befriedigung gefühlter Bedürfnisse sowie der Stillung von Schmerzen. Dies muss man sich immer vor Augen halten, wenn man geistige Bewegungen und ihre Entwicklung verstehen will. Denn Fühlen und Sehnen sind der Motor alles menschlichen Strebens und Erzeugens, mag sich auch letzteres uns noch so erhaben darstellen.
[1, Religion und Wissenschaft] (1930)

…Je mehr der Mensch von der gesetzmäßigen Ordnung der Ereignisse durchdrungen ist, um so fester wird seine Überzeugung, dass neben dieser gesetzmäßigen Ordnung für andersartige Ursachen kein Platz mehr ist. Er erkennt weder einen menschlichen noch einen göttlichen Willen als unabhängige Ursache von Naturereignissen an. Die Naturwissenschaft kann freilich niemals die Lehre von einem in Naturereignisse eingreifenden persönlichen Gott widerlegen, denn diese Lehre kann stets in jenen Gebieten Zuflucht suchen, in denen wissenschaftliche Erkenntnis bis jetzt noch nicht Fuß zu fassen vermochte.
[2, Naturwissenschaft und Religion II] (1941)

…Les génies religieux de toute époque se sont distingués par ce genre de sentiment religieux (la religiosité cosmique), qui ne connaît pas de dogmes, ni de Dieu conçu à l’image de l’homme, de sorte qu’il ne peut y avoir d’église dont les enseignements sont basés sur elle. Par conséquent, c’est précisément parmi les hérétiques de tout âge que l’on trouve des hommes qui ont été remplis par le plus profond sentiment religieux et ont été dans bien des cas considérés par leurs contemporains comme des athées, parfois aussi comme des saints. De ce point de vue, des hommes comme Démocrite, François d’Assise et Spinoza sont très proches l’un de l’autre. » (François d’Assise était quasiment panthéiste, en tout cas aux yeux d’Einstein.).
Albert Einstein, Comment je vois le monde, religion et science, The New York Times Magazine, 9 novembre 1930

…Mein politisches Ideal ist das demokratische. Jeder soll als Person respektiert und keiner vergöttert sein. Eine Ironie des Schicksals, dass die anderen Menschen mir selbst viel zuviel Bewunderung und Verehrung entgegengebracht haben, ohne meine Schuld und ohne mein Verdienst.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Ein autokratisches System des Zwanges degeneriert nach meiner Überzeugung in kurzer Zeit. Denn Gewalt zieht stets Minderwertige an, und es ist nach meiner Überzeugung Gesetz, dass geniale Tyrannen Schurken als Nachfolger haben.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…La réponse à vos questions remplirait des livres. Je ne peux que dire en quelques mots que j’ai exactement la même opinion que Spinoza et que en tant que déterministe convaincu, je n’éprouve aucun sympathie pour la conception monothéiste.
Albert Einstein au rabbin A.Geller Brooklyn, 4 sept 1930. (cité par Michel Paty dans « Einstein et Spinoza »)

…Einen Gott, der die Objekte seines Schaffens belohnt und bestraft, der überhaupt einen Willen hat nach Art desjenigen, den wir an uns selbst erleben, kann ich mir nicht einbilden. Auch ein Individuum, das seinen körperlichen Tod überdauert, mag und kann ich mir nicht denken; mögen schwache Seelen aus Angst oder lächerlichem Egoismus solche Gedanken nähren.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Es scheint, daß die menschliche Vernunft die Formen erst selbständig konstruieren muß, ehe wir sie in den Dingen nachweisen können. Aus Keplers wunderbarem Lebenswerk erkennen wir besonders schön, daß aus bloßer Empirie allein die Erkenntnis nicht erblühen kann, sondern nur aus dem Vergleich von Erdachtem mit dem Beobachteten.
Einstein in Frankfurter Zeitung am 9. November 1930

…Les scientifiques travaillant sérieusement sont les seuls personnes profondément religieuses.
Albert Einstein, Comment je vois le monde, religion et science, The New York Times Magazine, 9 novembre 1930

…Celui qui est convaincu par la loi causale régissant tout événement ne peut absolument pas envisager l’idée d’un être intervenant dans le processus cosmique…
…Je ne peux pas imaginer un Dieu qui récompense et punit l’objet de sa création. Je ne peux pas me figurer un Dieu qui réglerait sa volonté sur l’expérience de la mienne. Je ne veux pas et je ne peux pas concevoir un être qui survivrait à la mort de son corps. Si de pareilles idées se développent en un esprit, je le juge faible, craintif et stupidement égoïste.
Albert Einstein, Comment je vois le monde, religion et science, The New York Times Magazine, 9 novembre 1930.

…La connaissance de l’existence de quelque chose que nous ne pouvons pas pénétrer, la manifestation de la plus profonde rationalité et la plus radieuse beauté, qui ne nous sont accessibles par notre raison que dans leurs formes les plus primitives – c’est cette connaissance et cette émotion qui constituent  la véritablement attitude religieuse, en ce sens, et seulement dans ce sens, je suis un homme profondément religieux.
Albert Einstein, Comment je vois le monde, religion et science, The New York Times Magazine, 9 novembre 1930

…[Ich behaupte], daß die kosmische Religiösität die stärkste und edelste Triebfeder wissenschaftlicher Forschung ist. […] Welch ein tiefer Glaube an die Vernunft des Weltenbaues und welche Sehnsucht nach dem Begreifen, wenn auch nur eines geringen Abglanzes der in dieser Welt geoffenbarten Vernunft mußte in Kepler und Newton lebendig sein, daß sie den Mechanismus der Himmelsmechanik in der einsamen Arbeit vieler Jahre entwirren konnten! […] Es ist die kosmische Religiösität, die solche Kräfte spendet.
Einstein im Berliner Tageblatt am 11. November 1930:

 

Einsteins Glaubensbekenntnis / Déclaration de Foi / Einsteins’s Creed

Ende August 1932 schrieb Einstein in Caputh « Mein Glaubensbekenntnis » und sprach es Anfang September, im Auftrag und zu Gunsten der Deutschen Liga für Menschenrechte, auf Schallplatte.

… »Zu den Menschen zu gehören, die ihre besten Kräfte der Betrachtung und Erforschung objektiver, nicht zeitgebundener Dinge widmen dürfen und können, bedeutet eine besondere Gnade. Wie froh und dankbar bin ich, dass ich dieser Gnade teilhaftig geworden bin, die weitgehend vom persönlichen Schicksal und vom Verhalten der Nebenmenschen unabhängig macht. Aber diese Unabhängigkeit darf uns nicht blind machen gegen die Erkenntnis der Pflichten, die uns unaufhörlich an die frühere, gegenwärtige und zukünftige Menschheit binden.

Seltsam erscheint unsere Lage auf dieser Erde. Jeder von uns erscheint da unfreiwillig und ungebeten zu kurzem Aufenthalt, ohne zu wissen warum und wozu. Im täglichen Leben fühlen wir nur, dass der Mensch um anderer willen da ist: solcher, die wir lieben, und zahlreicher anderer ihm schicksalsverbundener Wesen. Oft bedrückt mich der Gedanke, in welchem Maße mein Leben auf der Arbeit meiner Mitmenschen aufgebaut ist, und ich weiß, wie viel ich ihnen schulde.

Ich glaube nicht an die Freiheit des Willens. Schopenhauers Wort: « Der Mensch kann wohl tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will » begleitet mich in allen Lebenslagen und versöhnt mich mit den Handlungen der Menschen, auch wenn sie mir recht schmerzlich sind. Diese Erkenntnis von der Unfreiheit des Willens schützt mich davor, mich selbst und die Mitmenschen als handelnde und urteilende Individuen allzu ernst zu nehmen und den guten Humor zu verlieren. […]

Nach Wohlleben und Luxus strebte ich nie und habe sogar ein gut Teil Verachtung dafür. Meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit hat mich oft in Konflikt mit den Menschen gebracht, ebenso meine Abneigung gegen jede Bindung und Abhängigkeit, die mir nicht absolut notwendig erschien. Ich achte stets das Individuum und hege eine unüberwindliche Abneigung gegen Gewalt und gegen Vereinsmeierei. Aus allen diesen Motiven bin ich leidenschaftlicher Pazifist und Antimilitarist, lehne jeden Nationalismus ab, auch wenn er sich nur als Patriotismus gebärdet.

Aus Stellung und Besitz entspringende Vorrechte sind mir immer ungerecht und verderblich erschienen, ebenso ein übertriebener Personenkultus. Ich bekenne mich zum Ideal der Demokratie, trotzdem mir die Nachteile demokratischer Staatsform wohlbekannt sind. Sozialer Ausgleich und wirtschaftlicher Schutz des Individuums erschienen mir stets als wichtige Ziele der staatlichen Gemeinschaft.

Ich bin zwar im täglichen Leben ein typischer Einspänner, aber das Bewusstsein, der unsichtbaren Gemeinschaft derjenigen anzugehören, die nach Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit streben, hat das Gefühl der Vereinsamung nicht aufkommen lassen.

Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen. Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben in Kunst und Wissenschaft zugrunde. Wer dies nicht erlebt hat, erscheint mir wenn nicht wie ein Toter, so doch wie ein Blinder. Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, – das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös. Es ist mir genug, diese Geheimnisse zu ahnen und zu versuchen, von der erhabenen Struktur des Seienden in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen. »
– Albert Einstein / « Mein Glaubensbekenntnis » 1932

…Je ne peux pas imaginer un Dieu qui récompense et punit l’objet de sa création. Je ne peux pas me figurer un Dieu qui réglerait sa volonté sur l’expérience de la mienne. Je ne veux pas et je ne peux pas concevoir un être qui survivrait à la mort de son corps. Si de pareilles idées se développent en un esprit, je le juge faible, craintif et stupidement égoïste.
– (Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Cette conviction, liée à un sentiment profond d’une raison supérieure, se dévoilant dans le monde de l’expérience, traduit pour moi l’idée de Dieu.
– (Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Pour être un membre irréprochable parmi une communauté de moutons, il faut avant toute chose être soi-même un mouton.
– (Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Toleranz ist das menschenfreundliche Verständnis für Eigenschaften, Auffassungen und Handlungen anderer Individuen, die der eigenen Gewohnheit, der eigenen Überzeugung und dem eigenen Geschmack fremd sind.
– [16, 28-281 S. 1] (1934)

[Hohes Ziel:] …Freie und selbstverantwortliche Entfaltung des Individuums, damit es seine Kräfte froh und freiwillig in den Dienst der Gemeinschaft aller Menschen stelle. Da ist kein Platz für Vergottung einer Nation, einer Klasse oder gar eines Individuums.
– [16, 28-493 S. 3] (1939)

…Wissenschaft ohne Religion ist lahm. Religion ohne Wissenschaft ist blind.
– [2, Naturwissenschaft und Religion II] (1941)

…Je weiter die geistige Entwicklung des Menschen vorschreitet, in desto höherem Grade scheint mir zuzutreffen, dass der Weg zu wahrer Religiosität nicht über Daseinsfurcht, Todesfurcht und blinden Glauben sondern über das Streben nach vernünftiger Erkenntnis führt.
– [16, 28-521, S. 2=6] (1941)

…Wissenschaft ohne Religion ist lahm. Religion ohne Wissenschaft ist blind.
…La science sans religion est boiteuse, la religion sans science est aveugle.
– (Albert Einstein / 1879-1955)  [2, Naturwissenschaft und Religion II] (1941)

…Du point de vue du prêtre, je suis, bien sûr, et ai toujours été un athée.
– Albert Einstein, lettre à Guy – – H. Raner Jr, 2 Juillet 1945, Skeptic, 1997, 5(2):62.

…Die geistigen Arbeiter [..] können durch Aufklärung dazu beitragen, dass fähige Staatsmänner nicht durch rückständige Meinungen und Vorurteile in ihrer Arbeit gehemmt werden.
[5, S. 403] (1946)

…Es ist ein glückliches Schicksal, wenn man bis zum letzen Schnaufer durch die Arbeit fasziniert wird. Sonst würde man zu sehr leiden unter der Dummheit und Tollheit der Menschen, wie sie sich hauptsächlich in der Politik äußert.
(Brief an Michele Besso, 24. Juli 1949)

…Ein Mensch ist ein räumlich und zeitlich beschränktes Stück des Ganzen, was wir « Universum » nennen. Er erlebt sich und sein Fühlen als abgegrenzt gegenüber dem Rest, eine optische Täuschung seines Bewusstseins. Das Streben nach Befreiung von dieser Fesselung ist der einzige Gegenstand wirklicher Religion. Nicht das Nähren der Illusion, sondern nur ihre Überwindung gibt uns das erreichbare Maß inneren Friedens.
[16, 60-425] (1950)

«Il me semble que l’idée d’un Dieu à forme humaine est un concept que je ne peux prendre sérieusement. Je ne me sens pas non plus capable d’imaginer une volonté ou un but hors de la sphère humaine. Mes vues sont proches de Spinoza: admiration de la beauté et croyance en la simplicité logique de l’ordre et de l’harmonie que nous ne pouvons saisir qu’humblement et imparfaitement. Je pense que nous devons nous contenter de notre savoir et notre compréhension imparfaite, et traiter les valeurs et les obligations morales comme un problème purement humain, le problème humain le plus important.»
– Albert Einstein, lettre à Murray W. Gross, 26 Avril 1947, Max Jammer Einstein and religion p138

…Wenn der wissenschaftliche Mensch unserer Tage Zeit und Mut fände, seine Situation uns seine Aufgabe ruhig und kritisch zu erwägen und entsprechend zu handeln, so würden die Aussichten auf eine vernünftige und befriedigende Lösung der gegenwärtigen gefahrvollen internationalen Situation wesentlich verbessert werden.
– [1, Zur Erniedrigung des wissenschaftlichen Menschen] (1950

… Je peux comprendre votre aversion pour le mot “religieux” pour décrire l’attitude émotionnelle et psychologique qui se révèle le plus clairement chez Spinoza. Je n’ai pas trouvé de meilleur mot que “religieux” pour la foi dans la nature rationnelle de la réalité qui est, au moins partiellement accessible à la raison humaine. Dès lors que ce sentiment est perdu, la science dégénère en un empirisme dépourvu d’inspiration.  Je me fiche comme de l’an quarante si les curés en battent monnaie. Il n’y a d’ailleurs pas de remède à cela.
– Albert Einstein, Lettre à Maurice Solovine, 1 janvier 1951

…Eine Verbesserung der Bedingungen auf der Welt ist im wesentlichen nicht von wissenschaftlicher Kenntnis, sondern vielmehr von der Erfüllung humaner Traditionen und Ideale abhängig.
[11, S. 149] (1952)

Einstein erklärt seine Formulierung:
« Das ewig Unbegreifliche an der Natur ist ihre Begreiflichkeit » mit folgenden Worten (an seinen Freund M. Solovine):
« Sie finden es merkwürdig, dass ich die Begreiflichkeit der Welt (soweit wir berechtigt sind, von einer solchen zu sprechen) als Wunder oder ewiges Geheimnis empfinde. Nun, a priori sollte man doch eine chaotische Welt erwarten, die durch Denken in keiner Weise fassbar ist. Man könnte (ja sollte) erwarten, dass die Welt nur insoweit sich als gesetzlich erweise, als wir ordnend eingreifen. Es wäre eine Art Ordnung wie die alphabetische Ordnung der Worte einer Sprache. Die Art der Ordnung, die dagegen z. B. durch Newtons Gravitationstheorie geschaffen wird, ist von ganz anderem Charakter. Wenn auch die Axiome der Theorie vom Menschen gesetzt sind, so setzt doch der Erfolg eines solchen Beginnens eine hochgradige Ordnung der objektiven Welt voraus, die a priori zu erwarten man keinerlei Berechtigung hatte. Hier liegt das ‚Wunder’, das sich mit der Entwicklung unserer Kenntnisse immer mehr verstärkt. »
[3, S. 114] (1952)

…Meine Beteiligung bei der Erzeugung der Atombombe bestand in einer einzigen Handlung: ich unterzeichnete einen Brief an Präsident Roosevelt, in dem die Notwendigkeit betont wurde, Experimente im Großen anzustellen zur Untersuchung der Möglichkeit der Herstellung einer Atombombe. Ich war mir der furchtbaren Gefahr wohl bewusst, welche das Gelingen dieses Unternehmens für die Menschheit bedeutete. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Deutschen am selben Problem mit Aussicht auf Erfolg arbeiten dürften, hat mich zu diesem Schritt gezwungen. Es blieb mir nichts anderes übrig, obwohl ich stets ein überzeugter Pazifist gewesen bin. Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord.
[5, S. 581] (1952)

…Ich bin nicht der Meinung, dass man im Kampf um eine bessere Welt den Namen Gottes ins Spiel bringen sollte. Das ist, wie mir scheint, mit der Integrität eines modernen, gebildeten Menschen nicht vereinbar. Überdies zeigt die Geschichte, dass jede Partei glaubt oder andere davon zu überzeugen sucht, dass Gott auf ihrer Seite stehe. Dadurch werden rationales Verständnis und Verhalten nur noch erschwert. Unablässige, ehrliche Erziehungsarbeit für eine moralisch fundierte, tolerante Geisteshaltung ist der einzige Weg zu einem glücklicheren Leben.
– [5, S. 591] (1953)

…Die Majorität der Dummen ist unüberwindbar und für alle Zeiten gesichert. Der Schrecken ihrer Tyrannei ist indessen gemildert durch Mangel an Konsequenz.
– [1, Aphorismen für Leo Baeck] (1953)

…Es liegt die Idee zugrunde, dass der Mensch zu einem würdigen und harmonischen Dasein nur dann gelangen kann, wenn er sich von dem Streben nach Wunsch-Erfüllungen materieller Art innerhalb der uns von der Natur gesteckten Grenzen zu befreien imstande ist. Es ist das Streben nach Erhöhung des geistigen Niveaus der Gesellschaft.
– [16, 28-1052] (1954)

… C’est un mensonge ce que vous avez lu sur mes convictions religieuses, un mensonge qui est systématiquement répété. Je ne crois pas en un Dieu personnel et n’ai jamais dit le contraire, mais l’ai exprimé clairement.
Albert Einstein, lettre à un athée, le 22 mars 1954 (EA 39-525). (Einstein the human side p. 43)

… S’il y a quelque chose en moi que l’on puisse appeler « religieux » ce serait mon admiration sans bornes pour les structures de l’univers.
Albert Einstein, lettre à un athée, le 22 mars 1954 (EA 39-525). (Einstein the human side p. 43)

…Ce que vous avez lu sur mes convictions religieuses était un mensonge, bien sûr, un mensonge qui est répété systématiquement. Je ne crois pas en un Dieu personnel et je n’ai jamais dit le contraire de cela, je l’ai plutôt exprimé clairement. S’il y a quelque chose en moi que l’on puisse appeler « religieux » ce serait alors mon admiration sans bornes pour les structures de l’univers pour autant que notre science puisse le révéler.
(Albert Einstein / 1879-1955 / « Albert Einstein: le côté humain » édité par Helen Dukas et Banesh Hoffman, lettre du 24 mars 1954)

…Je suis un non-croyant profondément religieux, c’est en quelque sorte une nouvelle forme de religion.
– Albert Einstein, Lettre à Hans Muehsam 30 mars 1954; EA 38-434

…A force de lire des ouvrages de vulgarisation scientifique, j’ai bientôt eu la conviction que beaucoup d’histoires de la Bible ne pouvaient pas être vraies. La conséquence a été une véritable orgie fanatique de libre pensée accompagnée de l’impression que l’Etat trompe intentionnellement la jeunesse par des mensonges. C’était une impression écrasante. Cette expérience m’a amené à me méfier de toutes sortes d’autorité, à considérer avec scepticisme les convictions entretenues dans tout milieu social spécifique : une attitude qui ne m’a jamais quitté, même si par la suite, parce que j’ai mieux compris les mécanismes, elle a perdu de son ancienne violence.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…Ce qui m’intéresse vraiment c’est de savoir si Dieu avait un quelconque choix en créant le monde.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…L’escalier de la science est l’échelle de Jacob, il ne s’achève qu’aux pieds de Dieu.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…Je suis fasciné par le panthéisme de Spinoza, mais j’admire plus encore sa contribution à la pensée moderne, parce qu’il est le premier philosophe qui traite l’esprit et le corps comme unité, et non comme deux choses séparées.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…J’affirme que le sentiment religieux cosmique est le motif le plus puissant et le plus noble de la recherche scientifique.
– (Albert Einstein / 1879-1955 / Idées et opinions)

…Quiconque prétend s’ériger en juge de la vérité et du savoir s’expose à périr sous les éclats de rire des dieux puisque nous ignorons comment sont réellement les choses et que nous n’en connaissons que la représentation que nous en faisons.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…Définissez-moi d’abord ce que vous entendez par Dieu et je vous dirai si j’y crois.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…Le hasard, c’est Dieu qui se promène incognito.
– (Albert Einstein / 1879-1955)

…Quiconque prétend s’ériger en juge de la vérité et du savoir s’expose à périr sous les éclats de rire des dieux puisque nous ignorons comment sont réellement les choses et que nous n’en connaissons que la représentation que nous en faisons.
(Albert Einstein / 1879-1955)

…Le savant est pénétré par le sens de la Causalité universelle…
– Albert Einstein, « The religious spirit of science » Ideas and opinions p40

…Tant que tu pris Dieu ou lui demande une récompense, tu n’es pas religieux…
Albert Einstein à Leo Szilard. Max Jammer Einstein and religion p149.

…La science ne peut être créée que par ceux qui sont complètement imprégnés par l’aspiration vers la vérité et la compréhension. La source de ce sentiment, toutefois, provient de la sphère religieuse. D’elle provient la foi dans la possibilité que les lois valables pour le monde de l’existence sont rationnelles, c’est-à-dire compréhensible à la raison. Je ne peux pas concevoir un véritable scientifique sans cette foi profonde. La situation peut être exprimée par une image: la science sans religion est boiteuse, la religion sans science est aveugle.
Albert Einstein, ideas and opinions, science and religion.

…Politik ist durch beständig verjüngte Illusion beseeltes Pendeln zwischen Anarchie und Tyrannei.
(16, 28-389] (1937)

« Wir müssen unsere Kinder gegen Militarismus impfen, in dem wir sie im Geiste des Pazifismus erziehen. »
[13] (Interview, 1931), vgl. [5, S. 142]

…Jeder Krieg fügt ein weiteres Glied an die Kette des Übels, die den Fortschritt der Menschlichkeit verhindert. Doch eine Handvoll Wehrdienstverweigerer kann den allgemeinen Prozess gegen den Krieg dramatisieren.
[13] (Interview, 1931), vgl. [5, S. 142]

…Die Menschen müssen weiterhin kämpfen, aber nur, wofür zu kämpfen lohnt: und das sind nicht imaginäre Grenzen, Rassenvorurteile oder Bereicherungsgelüste, die sich die Fahne des Patriotismus umhängen. Unsere Waffen seien Waffen des Geistes, nicht Panzer und Geschosse.
[13] (Interview, 1931), vgl. [5, S. 142]

…Der Weg zur internationalen Sicherheit führt über den bedingungslosen Verzicht der Staaten auf einen Teil ihrer Handlungsfreiheit beziehungsweise Souveränität, und es dürfte unbezweifelbar sein, dass es einen anderen Weg zu dieser Sicherheit nicht gibt.
[13] (1932)

…Liebe Nachwelt! Wenn Ihr nicht gerechter, friedlicher und überhaupt vernünftiger sein werdet, als wir sind bzw. gewesen sind, so soll Euch der Teufel holen.
[11, S. 268] (1936; s. a. « Briefe », Diogenes, Zürich)

…Pour être un membre irréprochable parmi une communauté de moutons, il faut avant toute chose être soi-même un mouton.
(Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Ceux qui aiment marcher en rangs sur une musique : ce ne peut être que par erreur qu’ils ont reçu un cerveau, une moelle épinière leur suffirait amplement.
(Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Das strahlende Bild des Nazareners hat einen überwältigenden Eindruck auf mich gemacht. Es gibt nur eine Stelle in der Welt, wo wir kein Dunkel sehen. Das ist die Person Jesu Christi. In ihm hat sich Gott am deutlichsten vor uns hingestellt. Jedem tiefen Naturforscher muß eine Art religiösen Gefühls naheliegen, weil er sich nicht vorzustellen vermag, daß die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum erstenmal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. – Die gängige Vorstellung, ich sei Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind. Nicht Gott ist relativ, und nicht das Sein, sondern unser Denken.
Albert Einstein (1879-1955)In an interview published in 1930 in G. S. Viereck’s book Glimpses of the Great, Einstein, in response to a question about whether or not he defined himself as a pantheist, explained:
…Your question is the most difficult in the world. It is not a question I can answer simply with yes or no. I am not an Atheist. I do not know if I can define myself as a Pantheist. The problem involved is too vast for our limited minds. May I not reply with a parable? The human mind, no matter how highly trained, cannot grasp the universe. We are in the position of a little child, entering a huge library whose walls are covered to the ceiling with books in many different tongues. The child knows that someone must have written those books. It does not know who or how. It does not understand the languages in which they are written. The child notes a definite plan in the arrangement of the books, a mysterious order, which it does not comprehend, but only dimly suspects. That, it seems to me, is the attitude of the human mind, even the greatest and most cultured, toward God. We see a universe marvelously arranged, obeying certain laws, but we understand the laws only dimly. Our limited minds cannot grasp the mysterious force that sways the constellations. I am fascinated by Spinoza’s Pantheism. I admire even more his contributions to modern thought. Spinoza is the greatest of modern philosophers, because he is the first philosopher who deals with the soul and the body as one, not as two separate things.
Viereck, George Sylvester. « Glimpses of the Great ». Duckworth, 1930. p. 372-373.

Einstein characterized himself as “devoutly religious” in one specific sense as in the following statement:

…The most beautiful emotion we can experience is the mystical. It is the power of all true art and science.
He to whom this emotion is a stranger, who can no longer wonder and stand rapt in awe, is as good as dead.
To know that what is inpenetrable to us really exists, manifesting itself as the highest wisdom and
the most radiant beauty, which our dull faculties can comprehend only in their most primitive forms—
this knowledge, this feeling, is at the center of true religiousness.
In this sense, and in this sense only, I belong to the rank of devoutly religious men.
Philipp Frank, Einstein: His Life and Times (Knopf, 1947, rpt by Frank Press, 2007 pb), 284.

In 1945 Guy Raner, Jr. wrote a letter to Einstein, asking him if it was true that a Jesuit priest had caused Einstein to convert from atheism. Einstein replied,
…I have never talked to a Jesuit priest in my life and I am astonished by the audacity to tell such lies about me. From the viewpoint of a Jesuit priest I am, of course, and have always been an atheist. … It is always misleading to use anthropomorphical concepts in dealing with things outside the human sphere—childish analogies. We have to admire in humility the beautiful harmony of the structure of this world—as far as we can grasp it, and that is all.
Brian, Denis (1996). Einstein: A Life. New York: J. Wiley, p. 344. Einstein’s Letter of 2 July 1945; cf. Michael Shermer 13 December 2010

 

Brief an Erik Gutkind / Lettre à Erik Gutkind / Letter to Erik Gutkind

Princeton, 3. 1. 1954

Dear Mr Gutkind,

Inspired by Brouwer’s repeated suggestion, I read a great deal in your book, and thank you very much for lending it to me. What struck me was this: with regard to the factual attitude to life and to the human community we have a great deal in common. Your personal ideal with its striving for freedom from ego-oriented desires, for making life beautiful and noble, with an emphasis on the purely human element. This unites us as having an « unAmerican attitude. »

Still, without Brouwer’s suggestion I would never have gotten myself to engage intensively with your book because it is written in a language inaccessible to me. The word God is for me nothing more than the expression and product of human weakness, the Bible a collection of honorable, but still purely primitive, legends which are nevertheless pretty childish. No interpretation, no matter how subtle, can change this for me. For me the Jewish religion like all other religions is an incarnation of the most childish superstition. And the Jewish people to whom I gladly belong, and whose thinking I have a deep affinity for, have no different quality for me than all other people. As far as my experience goes, they are also no better than other human groups, although they are protected from the worst cancers by a lack of power. Otherwise I cannot see anything « chosen » about them.

In general I find it painful that you claim a privileged position and try to defend it by two walls of pride, an external one as a man and an internal one as a Jew. As a man you claim, so to speak, a dispensation from causality otherwise accepted, as a Jew the privilege of monotheism. But a limited causality is no longer a causality at all, as our wonderful Spinoza recognized with all incision, probably as the first one. And the animistic interpretations of the religions of nature are in principle not annulled by monopolization. With such walls we can only attain a certain self-deception, but our moral efforts are not furthered by them. On the contrary.

Now that I have quite openly stated our differences in intellectual convictions it is still clear to me that we are quite close to each other in essential things, i.e; in our evaluations of human behavior. What separates us are only intellectual « props » and « rationalization » in Freud’s language. Therefore I think that we would understand each other quite well if we talked about concrete things.

With friendly thanks and best wishes,
Yours,
A. Einstein

 

Zu Menschenverstand, Lebenssinn, Moral und Fortschritt / Sur La compréhension humaine, Sens de la vie, morale et le progrès / On Human Understanding, Meaning of life, morality and progress

…Nicht auf Personen kommt es an, sondern auf Werke im Dienste der Gemeinschaft.
[5, S. 114] (1929)

…Der wahre Wert eines Menschen ist in erster Linie dadurch bestimmt, in welchem Grad und in welchem Sinn er zur Befreiung vom Ich gelangt ist.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Nach dem Sinn oder Zweck des eigenen Daseins sowie des Daseins der Geschöpfe überhaupt zu fragen, ist mir von einem objektiven Standpunkt aus, stets sinnlos erschienen.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Schopenhauers Spruch »Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will«, hat mich seit meiner Jugend lebendig erfüllt und ist mir beim Anblick und beim Erleiden der Härten des Lebens immer ein Trost gewesen und eine unerschöpfliche Quelle der Toleranz. Dieses Bewusstsein mildert in wohltuender Weise das leicht lähmend wirkende Verantwortungsgefühl und macht, dass wir uns selbst und die anderen nicht gar zu ernst nehmen; es führt zu einer Lebensauffassung, die auch besonders dem Humor sein Recht lässt.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Die banalen Ziele menschlichen Strebens: Besitz, äußerer Erfolg, Luxus, erschienen mir seit meinen jungen Jahren verächtlich. Auch glaube ich, daß ein schlichtes und anspruchsloses äußeres Leben für jeden gut ist, für Körper und Geist.
[1, Wie ich die Welt sehe] (um 1930)

…Was ein Mensch für seine Gemeinschaft wert ist, hängt in erster Linie davon ab, inwieweit sein Fühlen, Denken und Handeln auf die Förderung des Daseins anderer Menschen gerichtet ist.
– [1, Gemeinschaft und Persönlichkeit] (1932)

…Eine gesunde Gesellschaft ist also ebenso an Selbständigkeit der Individuen geknüpft wie an deren innige soziale Verbundenheit.
– [1, Gemeinschaft und Persönlichkeit] (1932)

…Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild sein, wenn’s nicht anders geht, ein abschreckendes.
– [1, Erziehung und Erzieher] (um 1932)

…[Es] sprießen aus der menschlichen Gesellschaft nur dann wertvolle Leistungen hervor, wenn sie genügend gelockert ist, um dem Einzelnen freie Gestaltung seiner Fähigkeiten zu ermöglichen.
– [16, 28-281] (1934)

…Wer sein eigenes Leben und das seiner Mitmenschen als sinnlos empfindet, der ist nicht nur unglücklich, sondern auch kaum lebensfähig.
– [1, Vom Sinn des Lebens], s. a. [16, 36-797] (vor 1934)

…Das Moralische ist […] keine göttliche, sondern eine rein menschliche Angelegenheit.
– [1, Die Religiosität der Forschung] (vor 1934)

… »Nur das Beispiel großer und reiner Persönlichkeit kann zu edlen Auffassungen und Taten führen. Das Geld zieht nur den Eigennutz an und verführt stets unwiderstehlich zum Missbrauch.
– [1, Vom Reichtum] (vor 1934)

…Ceux qui aiment marcher en rangs sur une musique: ce ne peut être que par erreur qu’ils ont reçu un cerveau, une moelle épinière leur suffirait amplement.
– (Albert Einstein / 1879-1955 / Comment je vois le monde / 1934)

…Das hohe Schicksal dieses Einzelnen aber ist freiwilliges Dienen und nicht etwa herrschen oder sich sonst wie zur Geltung bringen.
[16, 28-493 S. 3] (1939)

…Große Geister haben stets heftige Gegnerschaft in den Mittelmäßigen gefunden. Diese letzteren können es nicht verstehen, wenn ein Mensch sich nicht gedankenlos ererbten Vorurteilen unterwirft, sondern ehrlich und mutig seine Intelligenz gebraucht und die Pflicht erfüllt, die Ergebnisse seines Denkens in klarer Form auszusprechen.
[5, S. 323] (über Bertrand Russell, 1940)

…Vollkommenheit der Mittel und Verworrenheit der Ziele scheinen mir unsere Zeit zu charakterisieren. Wenn wir Sicherheit, Wohlergehen und freie Entfaltung der Fähigkeiten aller Menschen ehrlich und leidenschaftlich wünschen, so wird es uns an Mitteln nicht mangeln, uns einem solchen Zustand zu nähern. Wenn auch nur ein kleiner Teil der Menschheit von solchen Zielen erfüllt ist, wird er für die Dauer sich als überlegen erweisen.
[16, 28-557 S. 3] (1941)

…Weisheit ist nicht das Ergebnis von Schulbildung, sondern des lebenslangen Versuchs, sie zu erwerben.
[16, 59-495] (Brief an J. Dispentiere, 1944)

…Vernünftiges Handeln in der menschlichen Sphäre ist nur möglich, wenn man die Gedanken, Motive und Befürchtungen des anderen zu verstehen versucht, so dass man sich in seine Lage zu versetzen weiß.
[5, S. 450] (1947)

…Ich selber habe mich nicht gescheut, meine Überzeugung bei jeder sich darbietenden Gelegenheit offen auszusprechen, wie ich es für meine Pflicht halte. Aber die einzelne Stimme verschwindet in dem Gebrüll der Menge – es ist immer so gewesen.
[5, S. 518] (1950)

…Ich brauche nicht zu betonen, wie sehr ich alles Streben nach Wahrheit und Wissen achte und schätze. Aber ich glaube nicht, dass der Mangel an moralischen und ethischen Werten durch rein intellektuelle Bemühungen aufgewogen werden kann.
[5, S. 553] (1951)

…Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem selbst ein Schaf sein.
– [1, Aphorismen für Leo Baeck] (1953)

…Wenige sind imstande, von den Vorurteilen der Umgebung abweichende Meinungen gelassen auszusprechen; die meisten sind sogar unfähig, überhaupt zu solchen Meinungen zu gelangen.
– [1, Aphorismen für Leo Baeck] (1953)

…Dem Streben, Weisheit und Macht zu vereinigen, war nur selten und nur auf kurze Zeit Erfolg beschieden.
– [1, Aphorismen für Leo Baeck] (1953)

…Schon immer beruhten die meisten menschlichen Handlungen auf Angst oder Unwissenheit.
Originaltext: « Fear and stupidity have been always the basis of most human actions. »
[16, AEA 60-609/610] (1954)

…Wenn es sich um Wahrheit und Gerechtigkeit handelt, gibt es nicht die Unterscheidung zwischen kleinen und großen Problemen. Denn die allgemeinsten Gesichtspunkte, die das Handeln der Menschen betreffen, sind unteilbar. Wer es in kleinen Dingen mit der Wahrheit nicht ernst nimmt, dem kann man auch in großen Dingen nicht vertrauen. – Diese Unteilbarkeit gilt aber nicht nur für das Moralische, sondern auch für das Politische; denn die kleinen Probleme können nur richtig erfasst werden, wenn sie in ihrer Abhängigkeit von den großen Problemen verstanden werden.
[5, S. 636] (1955)

…In grundsätzlichen Fragen der Moral hilft Schulbildung nicht viel.
[5, S. 611] (1955)

…Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen.
(aus einem Nachruf des Journalisten William Miller in Life magazine 2. Mai 1955)